Zeit zurückzublicken:
2 Monate sind seit dem Ironman70.3 in Zell am See (Österreich) nun schon um.
Zeit um ein kleines Feedback zu geben:
01.09.2019 – Blick aus dem Fenster: der See ist ruhig – leicht bewölkt und kein Schnee auf den Bergen wie im Vorjahr.
Na also geht doch!! Heute steht endlich ein richtiger Renntag an! „Raceday“
Frühstück gab es gerade mal zwei Scheiben Toast mit Marmelade und eine Banane. Auf dem Weg zum Start blinzelt schon einmal leicht die Sonne durch die Wolken. Bock!
Ich sage Tanja kurz noch bis später und verschwinde in der Wechselzone.
Kurzer Fahrradcheck und Verpflegung anbringen. Beim Anziehen vom Neo noch sehr nette Gespräche geführt. Als dann auch noch beim Anstehen zum Schwimmstart Weltmeister Patrick Lange durch die Reihen läuft und mir auf die Schulter klopft – will ich, dass es endlich los geht!
Von Aufregung oder Nervosität keine Spur.
Die ersten 600m. Ich bin in meinem Trott. Mein Schwimmstil lässt wie immer zu wünschen übrig aber mit einer gesunden Mischung aus viel Kraul und ab und zu mal Brust um die Orientierung zu erlangen, komme ich sehr gut vorwärts.
Naja was will man auch verlangen, wenn man die letzten 8 Wochen 5mal im Wasser war… Potenzial auf jeden Fall nach oben vorhanden.
Kurz bevor ich die 1900m hinter mir habe gehe ich schon im Kopf die Wechselzone durch! Einheit 1: Geschafft!
Ich laufe mit einem Grinsen aus dem Wasser. Tanja winkt. Gleichzeitig kommt über die Lautsprecher „Sebastian Koke vom Team Erdinger Alkoholfrei“.
Gut gelaunt schnappe ich mir meinen blauen Beutel mit der Startnummer 395 und ziehe meinen Neoprenanzug aus.
Radschuhe an – Helm auf – Startnummer um und ab zum Rad. Ich schiebe mein Rad bis zur Linie und fahre locker los.
Jetzt hat mich das Rennfieber gepackt. Alle haben immer von dieser tollen Radstrecke geschwärmt. Schauen wir uns sie doch mal an.
Die ersten 20km eine leicht wellige Streckenführung mit mehr bergab. Verpflegung steht im Vordergrund bevor es auf den Berg geht.
Unterhalb vom Berg spreche ich noch mit einem: er sagt, die ersten 3km sind ein bisschen steiler – dann kommen 7km die moderater sind ehe du vor der Wand stehst!
Tatsächlich komme ich ganz gut in tritt und kann mein Rhythmus an diesem Berg fahren. Nach den 7km schaut man auf diese beeindruckende Kapelle mit dieser außergewöhnlichen Berglandschaft im
Hintergrund. Allerdings sind meine Gedanken in diesem erschöpften Moment nur, ja schön… und jetzt?
Was bedeutet die Wand?
Ein Schild mit 14% Steigung – der Kollege vorhin sprach von 2km… im end Effekt waren es 2,8km!
Spitzengeschwindigkeit von 6-7kmh hatte ich drauf! Viele Leute waren am Rand und haben ihr Rad geschoben. Mein Gedanke: nur nicht stehen bleiben. Mir wurden meine Grenzen aufgemalt.
Dann endlich bei km 35 angekommen auf 1330Hm. Es stand eine lange Abfahrt an.
Kurz was getrunken und schon ging es den Berg wieder hinunter. Nach zwei Kilometern und Geschwindigkeiten um die 50/60kmh dann ein Krankenwagen und Helikopter am Seitenrand. Das Fahrrad was ich an der Leitplanke stehen gesehen habe, sieht nicht mehr ganz so gut aus! Hoffen wir das Beste. An mir ging es allerdings nicht spurlos vorbei. Die nächsten Kilometer lasse ich hauptsächlich rollen und versuche mich wieder zu konzentrieren und den Fokus wieder auf das Rennen zu leiten.
Links und rechts die Berge – Kühe auf Weiden – einzelne Bauernhöfe – die Landschaft einfach einmalig!
Ich bin immer noch gut drauf. Bereits knapp 3,5 Stunden läuft der Ironman.
Ein summen und ein kleines Klatschen – war der Kontakt einer Wespe mit meinem Helm. Leider ist sie durch den Schlitz gekrabbelt und bevor ich am Rand meinen Helm abmachen kann hat sie zugestochen… schön auf die Glatze!
Ein Pochen was ich bisher auch noch nicht kannte. Eine Flasche Wasser geht an jedem Getränkestand zum kühlen über den Kopf. Bei Kilometer 67 treffe ich Tanja am Straßenrand. Zum Reden keine Zeit. Ich winke ihr zu, Daumen hoch und konzentriere mich auf die letzten 23 Kilometer auf meinem Rennrad.
In der Wechselzone habe ich zügig meine Schuhe gewechselt – lasse mich noch einmal kurz am Stich auf dem Kopf untersuchen und schon bin ich auf der Laufstrecke. Der Kopf pocht – doch die Beine fühlen sich sehr gut an.
Ich komme sehr gut durch die erste Runde und denke kaum an die Beine. Irgendwie pocht zwar die Birne aber ich versuche echt alles heute zu genießen! Ich weiß das ich heute eigentlich gut drauf bin und das das Wetter auch mitspielt.
Alle drei Kilometer schnappe ich mir ein Becher Eis für den Kopf und trinke genug.
Ich gehe auch mal paar Minuten.
Naja ganz so fit sind die Beine dann doch nicht mehr! Selbst wenn ich noch 8 min pro km die letzten 8Kilometer brauche, bleib ich unter meiner Zeit von 7:07.
Am Ende springt eine 6:58:51h heraus. Ich bin begeistert und stolz als ich ins Ziel laufe! FINISHER!
1,9km Schwimmen 90km Rad und 21,1km Laufen.
Zu meiner positive Überraschung ist auch Micha mit seiner Frau noch in Österreich auf der Durchreise vorbei gekommen!
Tanja war wieder die beste Begleitung die man sich am Streckenrand vorstellen konnte. Ob nach dem Schwimmen – beim Radfahren bei km 65 oder während des Laufens alle paar Kilometer.
Das Team hinter einem Athlet ist ein wichtiger und fester Anker!! 2020 kann kommen !!
Euer Sebi